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„Durch ihren besonderen Beruf müssen sich Pfarrerinnen fragen, wie weiblich sie sich geben dürfen. Die soziale Rolle verlangt nach einem bestimmten Habitus, auch wenn es keine eindeutigen Regeln gibt. Darf eine Pastorin kurze Röcke tragen? Darf sie sich schminken? Sind rot lackierte Fingernägel zum Talar erlaubt? Oder: Ist das unvereinbar mit der Würde des Amtes?"

– Christine Eichel, Das deutsche Pfarrhaus. Hort des Geistes und der Macht. Köln 2012, 87f.

 

Der Zyklus pfarrwerdung ist autobiographisch. Nach zwölf Jahren wissenschaftlichen Arbeitens entschied sich _nino doch ein Leben als Pfarrerin zu wagen. Zweieinhalb Jahre berufsbegleitendes Vikariat hatten eine so tiefe und eindrückliche Berührung ihrer Seele hervorgerufen, dass die geweckte Sehnsucht nach einem geistlichen Leben groß und größer wurde. Gleichzeitig kämpft sie bis heute mit den Rollenerwartungen in ihrem Kopf und denen, die sie bereits kennen gelernt hat. Wer bin ich als Pfarrerin? Wie nehme ich mich selbst wahr in diesem Amt und wie nehmen mich andere wahr? Wie weiblich darf eine Pfarrerin sein? Predigen Frauen anders? Sind sie wirklich die einfühlsameren Seelsorgerinnen? Wie offen kann ich meine sexuelle Orientierung leben? Wie stark darf ich und kann ich mein Privatleben aus der Öffentlichkeit ausklammern? Die biographische Beschäftigung mit diesen Fragen korrespondiert mit ihrer eigenen wissenschaftlichen Auseinandersetzung im Kontext von Pastoraltheologie und Seelsorge (Rolle und Berufsbild von Pfarrer*innen, Fragen von Sexualität und Lebensformen in seelsorglicher Begleitung und Beratung). 

exaudi

28.05.2016

9:00

Was sie sagt, hängt damit zusammen, wer sie ist und mit den Kleidern, in denen sie steckt, will sagen: mit ihrer Existenz als Frau!“

_nino, juni 2017, inspiriert durch R. Bohren

Ihr Dekolleté wird nicht entblößt. Der schwarze Talar schluckt ihre Weiblichkeit – das ist gut so! Ist das gut so? Sie predigt über die Liebe Gottes. Über die verschiedenen Formen von Liebe – eros, agape und philia. „Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm.“ 

„Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Röcke von Fellen und zog sie ihnen an.“ – Genesis 3,21

Ihre Spitzenunterwäsche verleiht ihr ein gutes Gefühl als Frau. Sie mag ihre weiblichen Rundungen. Sie ist gerne Frau! Weder ihre Seidenstrümpfe, ihre Spitzenunterwäsche, ihr wunderschönes gepunktetes Kleid sind zu sehen. 

Die Predigerin, die mit ihren zwei Beinen auf die Kanzel steigt, trägt Schuhe mit Absatz. Jeder Schritt zur Kanzel ist zu hören. Die Absätze klappern, durch ihre Höhe, entsteht ein leichter Hüftschwung, der den Talar in Wallung bringt. Der wollene Stoff streicht über ihre Seidenstrümpfe. 

Vom Menschen gestaltet – als Frau 

„Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.“ – Genesis 1,24

Von Gott geschaffen – als Frau

_pfarrwerdung I

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